Sprache:
Deutsch
Englisch

Segmentierung

Segmentation von ÖGS-Texten

Ziel:

Ein Schwerpunkt der Forschung stellt die Untersuchung der Segmentierung von Gebärdensprachtexten dar wie dem Einsatz von Pausen, nicht-manueller Elemente wie Kopfnicken und dergleichen.

Herangehensweise:

MuttersprachlerInnen der ÖGS als auch Personen, die keine ÖGS-Kompetenz besitzen, wurden zuerst instruiert, gebärdete ÖGS-Texte in Einheiten zu segmentieren. Die Texte umfassten Dialoge sowie Monologe und beinhalteten freie Erzählungen, Kurzgeschichten, gebärdete Gedankengänge, Witze und Lebensläufe.
Im Anschluss wurden die Personen instruiert, manuelle und nicht-manuelle Anzeiger anzugeben, welche sie für die Segmentation herangezogen hatten. Ein manueller Anzeiger wäre z.B. die Gebärde FERTIG als Grenzsignal oder ein längeres Halten einer Gebärde am Ende einer Einheit. Nicht-manuelle Anzeiger wären z.B. Kopfnicken als Grenzsignal oder ein Vorstrecken des Kopfes während einer Einheit und folglich das Zurückgehen des Kopfes als Ende einer Einheit.

Ergebnisse zu Segmentationseinheiten:

Die Analyse zeigt, dass die TeilnehmerInnen im Durchschnitt 14 Grenzen pro Minute bestimmten. Der Vergleich der Segmentationseinheiten zwischen den einzelnen TeilnehmerInnen ergibt zwei unterschiedliche Segmentationseinheiten:

1. Die erste Gruppe umfasste Segmentationseinheiten, die eine „größere [längere] Einheiten“ darstellen. Diese Einheiten wurden mit einer Übereinstimmung von 60 % der TeilnehmerInnen bestimmt. Die aufgelisteten Segmentationsanzeiger für diese größeren Einheiten waren:

  1. lange Pausen,
  2. gleichzeitiges Auftreten von mehreren Grenzsignalen (z.B. Gebärde halten oder palm-up [Handfläche-nach-oben], Kopfnicken, …) und
  3. hervorstechenderen Grenzsignalen (z.B. starkes Kopfnicken – währen Blinzeln nur ein schwaches Zeichen wäre).

2. Die zweite Gruppe umfasst Segmentationseinheiten, die kleiner waren als die erste Gruppe. Die Einheiten traten zwischen den großen Einheiten auf. Diese kleineren Einheiten wurden mit einer Übereinstimmung von 40% – 60% der TeilnehmerInnen bestimmt. Als Segmentationsanzeiger wurden für diese kleineren Einheiten häufig aufgelistet:

  1. Blinzelbewegungen der Augen
  2. Palm-up (Handfläche-nach-oben)
  3. kurze Pausen zwischen den Segmentationseinheiten
  4. Längeres Beibehalten einer Kopf- oder Körperposition bzw. einer Kopf- oder Körperbewegung (z.B. längeres Nicken / Kopfschütteln, längeres Senken/Heben des Kinnes z.B. während einer Frage)
  5. Längeres Beibehalten einer Mimik (z.B. Zusammengezogene oder gehobene Augenbrauen während einer Segmentationseinheit)

Ergebnisse zu Segmentationsanzeiger:

Als manuelle (die Hände betreffend) Grenzsignale wurden genannt:

  1. Ruheposition der Hände – als Pause gedeutet
  2. Verharren in der letzten Gebärde einer Einheit
  3. (mehrmalige) Bewegungswiederholung der letzten Gebärde einer Einheit
  4. Langsamer werden einer Gebärde als Grenzsignal bzw. schneller werden mit einer Gebärde als Anfang einer Einheit
  5. Handfläche-nach-oben (PALM-UP) kurz oder länger haltend

Als nicht-manuelle (Gesicht, Kopf, Körper betreffend) Grenzsignale wurden genannt:

  1. Kopfbewegungen wie Nicken, Kopfschütteln, Kopf in einer Position (nach oben/unten/seitlich) halten,
  2. Bewegungen des Oberkörpers wie z.B. Aufrichten und Absenken des Oberkörpers [wie tiefes Ein- und Ausatmen], Hin- und Herschwenken des Oberkörpers pro Einheit, Gewichtsverlagerung von einem Bein auf das andere pro Einheit;
  3. Bewegungen der Augenbrauen wie Hochziehen bzw. Zusammenziehen der Augenbrauen währen einer Einheit
  4. Wechsel der Blickrichtung
  5. Blinzelbewegung als Grenzsignal einer Einheit.

Interessante Details:

  1. Auffallend aber war, dass gehörlose Native Signer und Personen ohne Gebärdensprachkompetenz halb so viele Grenzen bestimmten als L2 Lernen (Teilnehmer, die im erwachsenen Alter gebärden gelernt hatten), das aber unterschiedliche, noch zu untersuchende Gründe haben dürfte.
  2. Nicht-manuelle Anzeiger wurden fast ausschließlich von ÖGS-BenutzerInnen angegeben, während manuelle Anzeiger und Pausen von gebärdensprachkomptenten und nicht gebärdensprachkompetenten Personen genannt wurden. Beispielsweise wurden 90 % aller genannten Kopfbewegungen, welche als mögliche Grenzsignale angegeben wurden, von ÖGS-BenützerInnen als mögliche Grenzsignale genannt.
(2023-01-14)